Anthroposophische Astrologie - cheironschule

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Anthroposophische Astrologie



Referat, gehalten am 17.5.2002 in Stuttgart, Rudolf Steiner Haus

Beim Treffen der Anthroposophisch-Astrologischen Arbeitsgruppe Stuttgart


Die 9  Wesensglieder


Peter Bausch stellte den Zusammenhang der Planetensphären mit den menschlichen Wesensgliedern dar. Er machte darauf aufmerksam, dass es unterschiedliche Zuordnungen im Werk von Rudolf Steiner gibt. Im Heilpädagogischen Kurs (GA 317 am 6.7.1924) findet man die Zuordnung der Planetensphären zu den Wesensgliedern vom Blickpunkt des physisch-ätherischen Menschen. Das entspricht der chaldäischen Reihe, bzw. dem Aufstieg des Menschen durch die Planetensphäre im Nachtodlichen. Die umgedrehte chaldäische Reihe, d.h. den Abstieg durch die Planetensphären des sich inkarnieren-wollenden Menschen, finden wir in dem Vortragszyklus „Mikrokosmos/Makrokosmos“ (GA 119 am 22.3.1910) Dort werden die Wesensglieder auf der Grundlage des geistig-seelischen Menschen beschrieben.


Es scheint sich hier um zwei Zeitströme zu handeln. Der eine, der von der Vergangenheit in die Zukunft reicht und mehr den physisch-ätherischen Menschen beschreibt, der andere, der von der Zukunft in die Vergangenheit geht und mehr den seelisch-geistigen Menschen meint. Im Brennpunkt dieser zwei Zeitenströme webt der Ich-Mensch, der sich von seinen physisch-ätherischen Konditionierungen frei macht. In dem Vortragszyklus "Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangelium" (GA 124, am 18.12. 1910) beschreibt Rudolf Steiner, wie sich der geistige Mensch bei seinem Erwachen gegen den Tageslauf der Sonne, d.h. von Ost nach West, stemmt. Seine Orientierung wird jetzt vom Jahreslauf der Sonne bestimmt, d.h. er bewegt sich vom Widder über den Stier zu den Fischen.


Für unsere astrologische Forschung könnte dies bedeuten, den Blickwinkel gegen die Häuser (im Uhrzeigersinn) zu richten, wenn wir die niedere Natur des Menschen betrachten und gegen den Uhrzeigersinn beim Blick auf den geistig-seelischen Menschen.


Auch müsse dann die Zuordnung der Planetenkräfte zu den Wesensgliedern intuitiv gefunden werden, da eine Umkehrung der chaldäischen Reihe nicht schlagartig erfolgt , sondern durch viele Leben hindurch.


Im weiteren stellte Peter Bausch die Wesensgliederzuordnung des Menschen nach Georg Goelzer


aus "Der Ich-Kosmos" v. G. Goelzer,
Verlag am Goetheanum

(Der Ich-Kosmos) dar und stellte diese kurz vor. Der Materieleib des Menschen findet seine stärkste Ausbildung im vorderen Fußbereich und wird astrologisch dem Saturn zugeordnet. Der ätherische Leib wird durch Jupiter repräsentiert, wobei die Leber das Hauptorgan des ätherisch-horizontalen Stromes darstellt. Der Astralleib des Menschen wird durch Mars repräsentiert und ist hauptsächlich im Nerven-Sinnessystem des Kopfes konzentriert. In Verbindung zu diesen drei Leibern stehen die zukünftigen geistigen Wesensglieder des Menschen.


Der umgewandelte Astralleib wird zum Geistselbst, wobei dieses Heiliggeistige in der Kunst und im Kult oft durch Kopfschmuck, Tonsur, etc. verbildlicht wurde. Es ist das Einwirken des Engels, welches von hinten-oben empfunden wird. Um dieses Geistselbst zu erwerben, bedarf es der Überwindung des luziferischen Doppelgängers, welcher astrologisch durch Uranus repräsentiert wird. Als zweites geistiges Glied gilt der Lebensgeist, welcher durch die Umwandlung des Ätherleibes erlebt wird. Den notwendigen Widerstand bildet der ahrimanische Doppelgänger und wird mit Neptun assoziiert. Der Geistesmensch bildet die höchste Stufe innerhalb der Wesensglieder, er ist der umgewandelte Materieleib und wird mit Pluto in Verbindung gebracht.



Diese sechs Wesensglieder werden durch drei seelische Wesensglieder verbunden. Die Empfindungsseele mit ihrer Venusqualität wirkt vom plutonischen Geistmenschen den göttlichen Willen impulsierend auf das Nerven-Sinnessystem. Die merkurielle Verstandes- und Gemütsseele webt im ätherischen Strom zwischen Ätherleib und Lebensgeist. Die Bewustseinsseele, mit ihrer Mondenqualität, spannt den Bogen zwischen Geistselbst und Materieleib.


Es wurde gezeigt, wie wichtig es ist, diese lemniskatische Bewegung innerhalb des Zusammenspiels der Wesensglieder, von ihrer Wirkrichtung her zu beachten. Wird z.B. das Nerven-Sinnessystem mittels Drogen gereizt, entsteht ein Strom, welcher in der Kunst oft als Hexenbesen dargestellt wurde. D.h. die Nervenenergie schießt hinunter bis über  das Wurzelchakra hinaus und kann dort als Energie wahrgenommen werden. Im Orakel von Delphi wurde diese Methode angewandt um eine Verbindung mit dem göttlichen Willensstrom zu erreichen. Heute gilt es, wie R. Steiner formulierte, (Die Sendung Michaels. GA 194... ) den neuen Jogawillen zu entwickeln, d.h. nicht mittels Atemübungen, (das wäre eine weitere unzeitgemäße Technik), die verlorengegangene Einheit mit der Natur zu suchen , sondern durch die Anschauung und Durchschauung der sinnlichen Phänomene in eine neue seelische Sinnesempfindung zu gelangen. Die andere Umdrehung der lemniskatischen Wirkung, welche im alten Prophetentum  als die Gabe der Prophetie vererbbar war und von daher ein Strom vom Materieleib zum Geistselbst gezüchtet wurde. Heute soll nicht durch Blutsbande der Weg zum Geistigen gesucht werden. Das Zusammenspiel von Nerven und Blut , um das es hier geht, wird ausführlich in Steiners „Allgemeinen Menschenkunde“ (GA 293) beschrieben.


Dem Referenten war es wichtig, der praktischen Arbeit eine Grundlagenarbeit voranzustellen, da der astrologische Schatz, den  Steiner in seinem Werk ausgebreitet hat, noch nicht vollständig gehoben wurde.


Eine andere Erklärungsmöglichkeit für den Zusammenhang planetarischer Wirkungen und Mensch ist die gemeinsame Entwicklung von Mensch und Erde. Die Verkörperungsstufen der Erde werden in den Mysterien mit planetarischen Namen belegt. So ist der erste noch eindimensionale Zustand der Erde ein reines Wärmewesen und wird mit dem Namen „Alter Saturn“ benannt. Dort entstand das geistige Urbild für unseren Physischen Leib. Eine spätere Wiederholung dieses Wesens spannte sich bis zur Umlaufsphäre des heutigen Saturns, daher die Namensgebung. Die nächste Stufe war die „Alte Sonne“, dort wurde der Ätherleib geboren. In einer späterer Wiederholung hatte sie eine Ausdehnung bis zum heutigen Jupiter. Auf der Mondenstufe wurde die Anlage für unseren Astralleib gebildet. Sie dehnte sich bis zur Marssphäre aus. Wir sehen, dass die Planeten mit uns in einer gemeinsamen Entwicklung stehen, und man daher nicht von energetischen oder materiellen Wirkungen der Planeten auf den Mensche reden kann, sondern, dass Kosmos, Mensch und Gott ein Wesen in einer einheitlichen Entwicklung ist.














Artikel Peter Bausch
Vorabdruck eines Artikels für 'Astroforum Sternzeit:
Nietzsches Horoskop aus Sicht der Anthroposophie

Nietzsches Horoskop aus Sicht der Anthroposophie
Zusammenfassung des Referats gehalten bei der 18. Tagung des Anthroposophisch-Astrologischen Arbeitskreises in Stuttgart im November 2002.
Im Werk Rudolf Steiners finden sich vielfältige Aussagen zur Kosmologie und Astrologie. Auf den ersten Blick scheinen sich diese z.T. zu widersprechen, doch bei näherem Hinsehen können die Angaben auch als unterschiedliche Blickwinkel auf das Mysterium Mensch angesehen werden. Die folgenden Ausführungen sollen als Versuch verstanden sein, dem „astrosophischen“ Wissen Steiners näher zu kommen.
Der Mensch hat zwei große Möglichkeiten determiniert zu werden: entweder wird er zu stark vom Materiepol, dem Untersinnlichen, angezogen, wobei er den Naturgesetzen, also der eigenen körperlichen „Programmierung“ verfällt, oder er unterliegt dem Diktat der geistig-kosmischen Hierarchien. Erst durch Bewusstheit über diese Abhängigkeiten und das immer wieder erneute Auffinden der Mitte zwischen Materie und Geist kann menschliche Freiheit entstehen.
Hier soll nun eine Methode vorgestellt werden, wie die Determiniertheit aus den geistig-kosmischen Regionen astrologisch gefunden werden kann. Die Kenntnis der grundlegenden Schriften Dr. Rudolf Steiners, insbesondere des „Heilpädagogischen Kurses“ (GA 317) und der Werke „Makrokosmos und Mikrokosmos“ (GA 119) sowie „Der menschliche und der Kosmische Gedanke“ (GA 151), erleichtern dazu das Verständnis. Das Wirken sog. höherer Hierarchien, worauf Steiner immer wieder verweist, bringt er mit dem ptolemäischen geozentrischen Weltbild in Verbindung. Dabei sollen die Hierarchien den Menschen in 12 Weltanschauungsnuancen „denken“: Idealismus, Rationalismus, Mathematizismus, Materialismus, Sensualismus, Phänomenalismus, Realismus, Dynamismus, Monadismus, Spiritualismus, Pneumatismus und Psychismus. Diesen können die 12 Tierkreiszeichen von Widder bis zu den Fischen zugeordnet werden. Die 7 Weltanschauungsstimmungen, Okkultismus, Transzendentalismus, Mystik, Empirismus, Voluntarismus, Logismus, Gnosis, entsprechen den 7 klassischen Planeten von Mond bis Saturn. Dazu kommen noch vier Weltanschauungstöne; 3 von ihnen modifizieren die 19 Weltanschauungen: der Theismus entspräche angeblich der Sonne als Fixstern (Uranus?), der Intuitismus dem Mond (Neptun?) und der Naturalismus der Erde (Pluto?). Als letzter und vierter Ton erscheint der Anthropomorphismus. Er soll der Erde zugeordnet werden können, losgelöst aus dem kosmischen Bezug (kann damit das Häusersystem gemeint sein?). Insgesamt ergibt dies also 23 Weltanschauungen. R. Steiner: „So wie Sie sich denken können den physischen Kosmos: den Tierkreis, das Planetensystem,...so können Sie sich ein geistiges Weltenall denken...(1914; GA 151; S.64).
Abb. Radix Friedrich Nietzsche, geboren 15.10.1844
Und wie der Astrologe eben nicht nur das Sonnenzeichen interpretiert, sondern das gesamte Horoskop deutet, so wäre es sicherlich friedensstiftend für die Welt, wenn man verschiedene Weltanschauungen nebeneinander akzeptieren könnte, so z.B. den Materialismus gleichberechtigt neben dem Spiritualismus. An der Biografie Friedrich Nietzsches kann dies verdeutlicht werden. Rudolf Steiner meinte in dem Vortrag vom 23.1.1914 (GA 151):
„Nehmen wir an, dass ein Mensch so in der Welt sich darlebt, dass er in seinen Anlagen enthalten hat die besonderen Kräfte, die ihn bestimmen, die Weltanschauungsnuance des Idealismus auf sich wirken zu lassen. Ich will also sagen: Er macht die Weltanschauungsnuance des Idealismus in sich wirksam. Er macht sie, nehmen wir an, dadurch zu einem herrschenden Faktor in seinem Innenleben, dass gleichsam auf den Idealismus hinweist und von seinen Kräften gespeist wird, diejenige Weltanschauungsstimmung in seiner Seele, die ich gestern als die der Mystik, als Venus-Stimmung, bezeichnet habe. Daher würde man sagen, wenn man die Symbole der Astrologie gebrauchen wollte, die geistige Konstellation eines solchen Menschen in seinen geistigen Anlagen sei die, dass Venus im Widder steht.
Ich bemerke ausdrücklich, damit kein Missverständnis entsteht, dass diese Konstellationen zwar viel bedeutungsvoller noch im Leben des Menschen bestehen, als die Konstellationen des äußeren Horoskops, dass sie aber nicht etwa zusammenfallen mit der Nativität, dem äußeren Horoskop (S.67). (...) Für das, was ich hier als ein Beispiel an Nietzsche vorgeführt habe, heißt es: Unter dem Einfluss des Kosmos war Nietzsche durch seine frühere Inkarnation in seinem Karma so vorbereitet, dass in einem bestimmten Zeitpunkte vermöge seiner früheren Inkarnation die Kräfte des Idealismus und der Mystik – die zusammenwirkten, weil Mystik im Zeichen des Idealismus stand – auf seine ganze Körperkonstitution so wirkten, dass er zunächst fähig war, mystischer Idealist zu werden“ (S. 76).
Welche Konstellation könnte R. Steiner gemeint haben? Auf der einen Seite scheint dieses geistige Hierarchienmodell dem ptolemäischen System zu entsprechen, d.h. es sind Sphären gemeint, die durch die Umlaufbahnen der betreffenden Planeten gegrenzt werden, und weniger die diese Sphären „abschreitenden“ Planeten. Andererseits brauchen wir, um diese „karmische Konstellation“ zu finden, durch welche Nietzsche gemäß Steiner vom Kosmos vorbereitet wurde, einen Träger für Karmisches. Dies ist der Ätherleib und unter gewissen Bedingungen (s.1.Teil des Referates in der letzten Ausgabe von Astroforum Sternzeit) entspricht dies dem Jupiter. Also können wir Jupiter als Repräsentant und Träger des vergangenen Karmas einen „Sphärenumlauf“ machen lassen und ein Transithoroskop für den Zeitpunkt erstellen, an dem Jupiter wiederum gradgenau seine Radixstellung erreicht; dies ist nach jeweils 12 Jahren der Fall. Schauen wir uns dieses Transithoroskop im Verhältnis zum Geburtshoroskop an, dann sehen wir, dass die von Rudolf Steiner angegebene Konstellation (Venus im Widder) eingetreten ist.
Abb: Transithoroskop der ersten Jupiter-Wiederkehr


Die Seele Nietzsches entwickelte sich dann demgemäß weiter. Da der Venus-Sphäre die Sonnen-Sphäre folgt, dehnte sich seine Seele zur nächsten Weltanschauungsstimmung zum Empirismus aus. Diese Konstellationen (Sonne im Stier) finden wir im April 1871 im 26. Lebensjahr von Nietzsche.
Abb: Transithoroskop 26. Lebensjahr


Das Transithoroskop (26) zeigt eine Uranus- Neptun- Quadratur, wobei Neptun gradgenau auf Nietzsches Radixpluto steht. Biografisch tritt eine Verschlimmerung der Augenschwäche und der Kopfschmerzen ein. Nietzsche, der „luziferische“ (Uranus-Anologie?) Mystiker (Venus steht am südlichen Mondknoten in Konjunktion zu Lilith) muss sich jetzt mit seinem Schatten Ahriman (Neptun-Anologie?) auseinandersetzen. Dass ihm dies nicht gelingt, zeigt sich 12 Jahre später in seiner drittenSchaffensphase ab 1883, von welcher Rudolf Steiner sagt, Ahriman habe als Schriftsteller durch Nietzsche gewirkt.
Nach Rudolf Steiner hätte die Seele von Nietzsche noch eine weitere Ausdehnung erfahren können, nämlich von der Sonnensphäre zur Marssphäre (Voluntarismus) und vom Stier (Rationalismus) in die Zwillinge (Mathematizismus). Dies gelang Nietzsche jedoch nicht. Wenn wir sein Horoskop auf die Rückkehr des Saturn zu seiner Radixstellung im 30. Lebensjahr berechnen (23.3.1873) stellen wir fest, dass der Mars nicht in die Zwillinge gelangt, sondern im Skorpion (Dynamismus) steht.
Abb: Transithoroskop 30. Lebensjahr


Nach Rudolf Steiner kann aber eine Seele nur dann unbeschadet in die Kräfte der unteren Zeichen (von Skorpion bis Fische) eintreten, wenn sie den Weg zur Geisteswissenschaft, also zu den „großen Mysterien“, findet. Da Nietzsche dieses nicht möglich war, geriet er in die Gefangenschaft dieser Kräfte, und aus diesem Grund heraus können wir auch das Scheitern und den beginnenden Wahnsinn von Nietzsche verstehen.
Rudolf Steiners Anliegen war es, das Kosmisch-Geistige mit dem Menschlich-Geistigen in Verbindung zu bringen. Durch die Menschwerdung des Christus vor 2000 Jahre soll diese Verbindung möglich sein. Zur Vorbereitung dieser Menschwerdung durchlebte Jesus verschiedene biografische Stufen. R. Steiner beschreibt, dass allerdings die Entwicklung der Jahrsiebte bei Jesus um 2 Jahre früher einsetzte; also im Alter von 12, 19 und 26 Jahren. Mit 30 Jahren soll Jesus dann den Christusgeist empfangen haben. Wahrscheinlich hat Steiner diese Rhythmen auf die Biografie Nietzsches astrologisch angewandt. Es scheint ein neuer christlicher Kosmos zu entstehen, welcher durch das Leben des Christus „gezeugt“ wurde.
Am Beispiel des Horoskops von Friedrich Nietzsche lassen sich die dargelegten Überlegungen nachvollziehen. In dieser Abhandlung ging es um den Versuch der Annäherung an eine Geburtskonstellation aus einem geistigen Blickwinkel   heraus. Mein Anliegen war es, die Angaben Steiners in den diesbezüglichen Werken nachzuvollziehen. Sie erschließen sich erst, wenn man neue methodische Wege beschreitet, wozu die vorgestellte Methode als ein Vorschlag zu verstehen ist.

Artikel Peter Bausch
Referate Peter Bausch
Referat, gehalten am 16.11.2002 in Stuttgart, Rudolf Steiner Haus
Beim Treffen der Anthroposophisch-Astrologischen Arbeitgruppe Stuttgart

Nietzsches Horoskop aus Sicht der Anthroposophie
Im zweiten Teil seines Referats (1. Teil im Mai 2002) ging Peter Bausch anhand den Ausführungen Rudolf Steiners "Der menschliche und der kosmische Gedanke"; (GA 151, 23.1.1914) auf das geistige Horoskop von Friedrich Nietzsche ein. In einer Zusammenfassung seiner Ausführungen vom Mai schilderte er, wie  für den dreigliedrigen Menschen (Leib, Seele, Geist) auch drei verschiedene astrologische Modelle herangezogen werden müssten. Die Wesensgliederentwicklung des physischen Mensch wird im Heilpädagogischen Kurs (GA 317 am 6.7.1924) entsprechend der aufsteigenden chaldäischen Reihe beschrieben. Hier bildet die Sonne den Anfang und steht für die Entwicklung des physischen Leibes im  ersten Jahrsiebt. Den Ätherleib setzt Rudolf Steiner mit dem Mond in Verbindung und mit der Entwicklung im zweiten Jahrsiebt. Diese Reihe steigt dann bis Neptun auf. Den seelischen Menschen, welcher beginnt, einen Mysterienweg zu gehen, beschreibt Rudolf Steiner in seinem Zyklus "Makrokosmos und Mirkokosmos"; (GA 119, 22.03.1910). Hier ist Saturn der Repräsentant des physischen Leibes, Jupiter steht für den  Ätherleib und Mars für den Astralleib. Diese Angaben von Rudolf Steiner werden in dem Band "Der Ich-Kosmos"; von Georg Goelzer genau beschrieben.
Die dritte Art Astrologie anzuwenden gelte dem geistigen Menschen, der als Gedanke der Hierarchien zu verstehen sei. Die geistigen Hierarchien finden wir in den Planetensphären, welche sich wie Schalen um die Erde herum ausbreiten. Ptolemäus hat aus seinem Mysterienwissen heraus sein geozentrisches Weltbild gestaltet, und Rudolf Steiner spricht davon, dass dieses Weltbild immer mehr an Gültigkeit gewinne, je weiter die Menschen in ihrer geistigen Entwicklung voranschreiten. So wäre z.B. die Mondsymbolik für den physischen Menschen als Ätherleib zu deuten, für den seelischen Menschen als Bewusstseinsseele und für den geistigen Menschen als Weltanschauungsstimmung des Okkultismus.
In dem Vortragszyklus "Der menschliche und der kosmische Gedanke"; setzt Rudolf Steiner die Tierkreiszeichen mit den 12 Weltanschauungsnuancen in Verbindung und die 7 klassischen Planeten von Mond bis Saturn mit den 7 eltanschuungsstimmungen. An der Biografie Friedrich Nietzsches kann dies verdeutlicht werden.
Zitat Rudolf Steiner vom 23.1.1914: "Nehmen wir an, dass ein Mensch so in der Welt sich darlebt, dass er in seinen Anlagen enthalten hat die besonderen Kräfte, die ihn bestimmen, die Weltanschauungsnuance des Idealismus auf sich wirken zu lassen. Ich will also sagen: Er macht die Weltanschauungsnuance des Idealismus in sich wirksam. Er macht sie, nehmen wir an, dadurch zu einem herrschenden Faktor in seinem Innenleben, dass gleichsam auf den Idealismus hinweist und von seinen Kräften gespeist wird, diejenige Weltanschauungsstimmung in seiner Seele, die ich gestern als die der Mystik, als Venus-Stimmung, bezeichnet habe. Daher wärde man sagen, wenn man die Symbole der Astrologie gebrauchen wollte, die geistige Konstellation eines solchen Menschen in seinen geistigen Anlagen die sei, dass Venus im Widder steht. Ich bemerke ausdrücklich, damit kein Missverständnis entsteht, dass diese Konstellationen zwar viel bedeutungsvoller noch im Leben des Menschen bestehen, als die Konstellationen des äußeren Horoskopes, dass sie aber nicht etwa zusammenfallen mit der Nativität, dem äußeren Horoskop....
Für das, was ich hier als ein Beispiel an Nietzsche vorgeführt habe, heisst es: Unter dem Einfluss des Kosmos war Nietzsche durch seine frühere Inkarnation in seinem Karma so vorbereitet, dass in einem bestimmten Zeitpunkte vermöge seiner früheren Inkarnation die Kräfte des Idealismus und der Mystik - die zusammenwirkten, weil Mystik im Zeichen des Idealismus stand - auf seine ganze Körperkonstitution so wirkten, dass er zunächst fähig war, mystischer Idealist zu werden."
Wenn wir jetzt die Angaben für die seelische Astrologie zusammenschauen mit der geistigen Astrologie, können wir Jupiter als Repräsentant und daher als Träger des vergangenen Karmas einen Sphärenumlauf machen lassen und ein Transithoroskop für den Zeitpunkt, bei dem Jupiter wiederum gradgenau seine Radixstellung erreicht, also nach 12 Jahren. Schauen wir uns jetzt dieses Transithoroskop im Verhältnis zum Geburtshoroskop an, dann sehen wir, dass die von Rudolf Steiner angegebene Konstellation eingetreten ist.  Die Seele Nietzsches entwickelte sich dann weiter. Da der Venus-Sphäre die Sonnen-Sphäre folgt, dehnte sich seine Seele zur nächsten Weltanschauungsstimmung zum Empirismus aus. Auch schreitet die Seele entgegen dem Tageslauf der Sonne durch die Tierkreiszeichen vom Widder (Idealismus) zum Stier (Rationalismus). Diese Konstellationen finden wir im 26. Lebensjahr von Nietzsche, das entspricht drei vollendeten Lilith-Umläufen.
Nach Rudolf Steiner hätte die Seele von Nietzsche noch eine weitere Ausdehnung erfahren können, nämlich von der Sonnensphäre zur Marssphäre (Voluntarismus) und vom Stier (Rationalismus) in die Zwillinge (Mathematizismus). Dies gelang Nietzsche jedoch nicht. Wenn wir sein Horoskop auf die Rückkehr des Saturn zu seiner Radixstellung im 30. Lebensjahr berechnen, stellen wir fest, dass der Mars nicht in die Zwillinge gelangt, sondern im Skorpion (Dynamismus) steht. Nach Rudolf Steiner kann aber eine Seele nur dann unbeschadet in die Kräfte der unteren Zeichen (von Skorpion bis Fische) eintreten, wenn er de Weg zur Geisteswissenschaft, zu den großen Mysterien findet. Da Nietzsche dieses nicht möglich war, geriet er in die Gefangenschaft dieser Kräfte und aus diesem Grund heraus können wir auch das Scheitern und den beginnenden Wahnsinn von Nietzsche verstehen.
Diese Vorgehensweise wandte Peter Bausch auch auf das Horoskop Rudolf Steiners an und zeigte auf, wie dieser vom Phänomenalismus (Jungfrau) zum Realismus (Waage) sich entwickelt hat.
Er stellte fest, dass für eine anthroposophische Astrologie ein christologisches Weltbild im Mittelpunkt stehen sollte, da seit dem Tod des Christus Jesus auf Golgatha ein neuer Kosmos entstünde, welcher geozentrisch und tropisch ist. Diese neue Astrologie müsse diese drei Horoskopmodelle für den dreigliedrigen Menschen zusammenschauen.

Referate Peter Bausch
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